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Kazuko Shiraishi

 

wurde 1931 als Tochter eines Fischexporteurs im kanadischen Vancouver geboren. Kurz vor Ausbruch des Pazifischen Krieges kehrte die Familie 1937 nach Japan zurück. 1948 wurde sie Mitglied der Künstlergruppe VOU. 1951 machte die zwanzigjährige Studentin, vom Surrealismus Mirós und Dalís beeinflußt, mit ihrem ersten Gedichtband »Tamago no furu machi« Furore. Ein Jahr später schloß sie ihr Hochschulstudium an der Waseda Universität in der Abteilung Literatur und Kunst ab und heiratete. Nach der Scheidung arbeitete sie als Texterin, ihr zweiter Gedichtband »Tora no yugi« erschien 1960. Beeinflußt vom Jazz John Coltranes und der Poesie Dylan Thomas' wandte sie sich von der Gruppe VOU ab und thematisierte von da an in ihren Gedichten Leben und Tod, Liebe, Geist und Körper, Mysterium und Chaos, setzte der perfekten Rhetorik die genaue Komposition der Dichtung entgegen. 1960 trat sie zum ersten Mal mit ihren Gedichten in Begleitung von Jazz-Musikern auf. Es folgten die Gedichtbände »Mo sore ijo osoku yatte kite wa ikenai« (1963) und »Konban wa aremoyo« (1965), der das skandalträchtige Poem »Phallus« enthielt. Die ersten Langgedichte gegen Ende der sechziger Jahre entstanden, als Kazuko Shiraishi feststellte, dass es für sie immer schwieriger wurde, ihre Philosophie in kurze Texte zu fassen. In der neuen lyrischen Form setzte sie verschiedene Stilmittel gleichzeitig ein, etwa Dialog, Brief oder Dialekt. Der erste Band mit einem Zyklus aus Langgedichten erschien 1970 unter dem Titel »Seinaru inja no kisetsu« , für den sie den »Mr. H's Poetry Prize« bekam. Neben Langgedichten schrieb Kazuko Shiraishi zahlreiche Tiergedichte, die fabelähnlich angelegt sind, zusammengefaßt in den Bänden »Doubutsu shishu« , 1970 und »Shin dobutsu shishu« , 1983. Ihr Interesse am Film führte zur Übernahme der Schnitttechnik in ihre poetische Arbeit. Bei ihren Performances experimentiert sie mit Jazz und Poesie, Tanz und Sprache. Ihre Arbeiten wurden von Allen Ginsburg beeinflußt, mit dem sie befreundet war und der einige ihrer Gedichte ins Amerikanische übersetzte, und der Beat-Generation. Der Amerikaner Kenneth Rexroth publizierte 1978 die erste bedeutende fremdsprachige Ausgabe ihrer Arbeiten. In seiner Einleitung schrieb er: »Kazuko Shiraishi ist die Letzte und zugleich die Jüngste, sie ist eine der Besten der Generation der Beat-Poeten in Amerika.« Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den »Mugen Prize« (1978), den »Rekitei Writing Prize« (1982), den »Takami Jun Prize« (1996) und die wichtigste japanische Auszeichnung für Literatur, den »Yomiuri Literary Prize« , außerdem eine persönliche Auszeichnung durch den japanischen Kaiser. Heute blickt die Siebzigjährige auf ein reiches lyrisches Schaffen und zahlreichen Übersetzungen zurück. Die Dichterin lebt in Tokyo.