Carmen Boullosa
* 1954 in México City
ist Lyrikerin, Dramatikerin und Erzählerin. Sie studierte Spanisch und Literaturwissenschaft an der Universidad Iberoamericana und der Universidad Nacional Autónoma de México, arbeitete am Colegio de México als Herausgeberin des »Diccionario del Espanol en México« und gründete 1983 den Workshop für Herausgeber »Tres Sirenas«. Für »El Hábito«, eines der berühmtesten Kabaretts in México City, schrieb sie Theaterstücke. Die Verwirklichung ihrer Vorhaben wurde durch zahlreiche Stipendien unterstützt, u.a.: Salvador Novo 1976-1977; Instituto Nacional de Bellas Artes/Fonapas 1979-1980; Centro Mexicano de Escritores 1980-1981, Guggenheim Foundation 1992. 1994 trat sie dem »Sistema Nacional de Creadores Artísticos« bei. Carmen Boullosa verquickt in ihren Arbeiten Geschichte und Gegenwart, um beides aneinander zu messen. In ihrem Roman »Llanto, novelas imposibles« (1992) läßt sie den letzten Herrscher der Azteken, Montézuma, im Mexiko der Gegenwart wiedererwachen, um durch dessen Augen die Veränderung der glanzvollen Metropole Tenochtitlan zur Megalopolis der achtziger und neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu begreifen und um zugleich eine Ehrenrettung dieses oft verächtlich gemachten Herrschers zu versuchen. Allerdings versteht Boullosa ihre Bücher nicht als »historische« Romane, sie nimmt sich viele Freiheiten in der Gestaltung der historischen Vorlagen. Ihre Erzählungen nennt sie selbst »Zertrümmerungsapparate«, durch die sie beim Schreiben jenes Faktenmaterial schickt, das sie sich zuvor erarbeitet hat. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet, so erhielt sie u. a. 1989 einen der wichtigsten mexikanischen Literaturpreise, den »Premio Xavier Villaurrutia«, für ihren Roman »Antes«. Dank eines Stipendiums des Berliner DAAD konnte sie 1997 in der Bundesrepublik Deutschland arbeiten, im selben Jahr war sie Gast des Rotterdamer Festivals für Latinamerikanischen Film und Literatur.